Die Turnierszene der Stufen 2 und 3 in CS2 steht im Mittelpunkt einer wachsenden Kontroverse – professionelle Spieler und Coaches äußern ernsthafte Bedenken hinsichtlich systematischen Cheatens und Match-Fixings. Nach einem emotionalen Beitrag von ENCEs Viktor „sdy“ Orudzhev begann die Community, Beweise und Anschuldigungen zu teilen, die Fragen zur Integrität bestimmter Teams und Wettbewerbe aufwerfen.
Hintergrund
Der Skandal um mögliches Cheaten in der Tier-2/3-Szene von Counter-Strike 2 nahm Fahrt auf, nachdem der ukrainische ENCE-Spieler Viktor „sdy“ Orudzhev eine Erklärung abgegeben hatte. Nach einer Niederlage gegen das Team ROSY bei The Proving Grounds Season 2 schrieb er auf Twitter:
„Gegen Cheater jedes zweite Spiel zu spielen, ist momentan mein Lieblingsteil von Pro-CS auf Tier 2-3. Sehr gut, um deine mentale Stärke auf ein unzerbrechliches Level zu bringen, würde ich 10/10 empfehlen.“
Playing against cheaters every second game is my favourite part of pro cs on tier2-3 right now. Very good to get your mental to unbreakable levels, would recommend 10/10. https://t.co/kBwDbRReGP
— 🇺🇦 Viktor Orudzhev 🇺🇦 (@somedieyoungCS) July 10, 2025
sdys Worte lösten eine Welle der Diskussion aus, insbesondere nach einem Beitrag von deten, der auf Verstöße gegen die Webcam-Regeln beim Turnier hinwies. Konkret hatten die Spieler des Teams Senza (ehemals ROSY) keine vollständige Sicht auf ihre Bildschirme über die Webcams, und eine Kamera zeigte den Bildschirm überhaupt nicht – ein direkter Verstoß gegen die offiziellen CCT-Regeln.
„Nur 4 Kameras statt 5. Keine zeigt den gesamten Monitor. Eine zeigt den Bildschirm gar nicht.“
Reaktionen bekannter Persönlichkeiten
Obwohl es sich nicht um Top-Tier-Events handelt, erregte die Situation die Aufmerksamkeit bekannter Figuren der CS-Szene.
ENCE-Analyst Fisic0 behauptete, dass einige Teams einem festen Muster folgen: Sie spielen die erste Map ohne Cheats und verlieren deutlich, um die Quoten zu erhöhen. Dann würden sie angeblich Cheats aktivieren, die zweite und dritte Map gewinnen und davon profitieren.
„Die Taktik ist immer gleich: ohne Cheats spielen und die erste Map klar verlieren, damit die Quoten steigen. Danach setzen sie auf sich selbst, cheaten offen und gewinnen Map 2 und 3.“
Strat is always the same: play without cheats and lose badly the first map, so the odds will increase. After, they bet on themselves, blatantly cheat and win the 2nd and 3rd map. @valvesoftware @CounterStrike @ESIC_Official WAKE UP pic.twitter.com/uyPLONlf8x
— Fisic0 (@cl_fisico) July 28, 2025
Auch der Coach von GamerLegion äußerte sich und betonte, dass Spieler mit verdächtigem Verhalten, schlechtem Aim und unlogischen Entscheidungen trotzdem Runden gewannen – dank „unglaublicher Reads“ ihrer Gegner. Er warnte, dass dies das Vertrauen in die Szene untergräbt, vielversprechende Teams zerstört und ehrliche Spieler demotiviert.
„Das darf so nicht weitergehen. Ehrliche Teams sterben durch solche Niederlagen. Wir müssen handeln. Tier-2-CS sollte Talente fördern, nicht durch dubiose Praktiken zerstören.“
Er wies außerdem auf das Fehlen von Spielergewerkschaften und das fehlende Engagement von ESIC hin, wodurch Profis allein mit dem Problem konfrontiert sind.
Nobody cares outside of t1 CS unfortunately, but being someone who played so much t2 CS and got fucked over multiple times I feel like I have to speak out
Some of these clips against @ENCE are disgusting. Players flanking instantly in places whilst their crosshairs are…
— ash (@ashhhcs) July 12, 2025
Reaktionen aus der Community
Die Situation löste auch in der weiteren Community Reaktionen aus. Kommentator HPY deutete an:
„Vielleicht muss ich etwas unternehmen.“
Iberial-Soul-Spieler Alejandro „mopoz“ Cano forderte eine Identifikationspflicht für Spieler bei Turnieren:
„Wir als Spieler sollten einen Ausweis vorlegen müssen, um teilzunehmen. Das würde es schwerer machen, unter neuem Nick zu cheaten.“
Er schlug auch finanzielle Strafen für Cheater und Match-Fixer vor, räumte jedoch ein, dass dies staatliche Unterstützung erfordern würde – „und denen ist das scheißegal“.
veevepro-Gründer Gustavo Aroso ergänzte:
„Teams müssen Turniere boykottieren, bei denen bekannte Cheater mitspielen. Das wird die TOs zum Handeln zwingen.“
Schatten über dem Turnier
Bislang hat sich der Veranstalter des Turniers The Proving Grounds Season 2 nicht offiziell zu den Vorwürfen geäußert. Damit bleiben Fragen zur Durchsetzung der Regeln, zur Qualität der Aufsicht und zu möglichen Maßnahmen bei bestätigten Verstößen offen. Beteiligte der Szene hoffen auf eine transparente Antwort der Organisatoren sowie auf stärkere Sicherheitsmaßnahmen, um das Vertrauen in unterklassige Turniere zu erhalten und einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten.