Team Liquid steht nach einem weiteren schmerzhaften Scheitern im Zentrum heftiger Kritik. Das Team, das noch vor wenigen Jahren um Titel kämpfte und prestigeträchtige Turniere gewann, erlebt nun vielleicht die dunkelste Phase seiner Geschichte. Die offenen Qualifikationen für die BLAST Open London 2025 markierten einen weiteren Tiefpunkt – Liquid verlor im Viertelfinale gegen das Academy-Roster von Virtus.pro, VP.Prodigy, das aktuell nur auf Platz 83 der HLTV-Rangliste steht.
Kassad: „Die Organisation hat ihren Kompass in CS verloren“
Als Erster durchbrach der ehemalige Coach und Analyst Aleksandar „kassad“ Trifunovic das Schweigen und sprach offen über den Zustand von Liquid. Der Serbe kommentierte nicht einfach nur – er legte in einer Reihe von Tweets, die sich rasch in der Community verbreiteten, die Probleme des Teams Punkt für Punkt dar.
Ein großer Teil von Liquids Problemen liegt außerhalb des Servers. Diese Organisation hat den Kompass verloren, wenn es um CS geht, schrieb kassad.
Seine Worte spiegelten die wachsende Frustration der Fans wider: Ein Team, das einst ein Symbol des nordamerikanischen Counter-Strike war, verliert jetzt sogar gegen Academy-Teams, wirkt orientierungslos und ohne klaren Spielplan.
Harte Kritik an Ultimate: „0 % Fortschritt“
Kassad nahm besonders die Leistung des jungen Riflers Ultimate ins Visier, der 2024 zum Team stieß und als Investition in die Zukunft galt. Doch laut dem Analysten hat sich in einem Jahr nichts verändert:
Seit seinem Wechsel zu Liquid hat sich Ultimate um 0 % verbessert. Er hat rohes Talent, ein hohes Potenzial und ein solides AK/M4-Spiel, aber 0 In-Game-Disziplin, 0 unterstützenden Flair und eine Obsession mit Repeeks. Hat überhaupt jemand mit ihm gearbeitet?
Diese Aussage löste hitzige Debatten in den sozialen Medien aus. Einige Fans stimmten zu, dass Ultimate den Erwartungen nicht gerecht wurde, während andere die Schuld beim Trainerstab sahen, weil er dem Spieler keine klare Struktur gab.
Transfer-Apathie und rätselhafte Entscheidungen
Ein weiterer Schwerpunkt von kassads Kritik war Liquids Transferstrategie. Seiner Meinung nach hatte der Klub sowohl Geld als auch Zeit, um den Kader während der Saison zu verstärken – tat es aber einfach nicht:
Liquid hatte genug Möglichkeiten, ihren Kader zu reparieren, entschied sich aber dagegen, obwohl Geld auf dem Tisch lag. Sunpayus hätte nicht ‚Nein‘ gesagt. Krimbo hätte nicht ‚Nein‘ gesagt. S1mple hätte nicht ‚Nein‘ gesagt. Fl4mous hätte nicht ‚Nein‘ gesagt. Braucht ihr noch mehr Namen? Das sind nur Spieler.
Anstatt mutige Verpflichtungen zu tätigen, blieb Liquid bei seinem alten, instabilen Roster – und die Konsequenzen sind nun offensichtlich: keine Ergebnisse, interne Krise und wachsende Enttäuschung unter den Fans.
Kontext: Die Niederlage gegen VP.Prodigy – der Tiefpunkt der Saison
Kassads Reaktion kam nicht aus dem Nichts. Liquid erlitt eine peinliche Niederlage gegen VP.Prodigy (13–7 Dust2, 2–13 Mirage, 14–16 Nuke) im entscheidenden Match der BLAST Open London 2025 Qualifier. Das russische Academy-Team, nur auf Platz 83 der HLTV-Weltrangliste, gewann die Bo3-Serie und warf Liquid aus einem weiteren Turnier.
Trotz einer herausragenden Leistung von NAF (55 Kills, 1,31 Rating) wirkte das Team ideenlos, und die anderen Stars – Twistzz, NertZ und siuhy – konnten die Serie nicht herumreißen.
Wie geht es weiter für Liquid?
Liquid erlebt wohl das schlimmste Jahr seiner Geschichte. Nach dem Aus bei der BLAST.tv Austin Major (15.–16. Platz) und dem Scheitern bei der IEM Cologne (13.–16. Platz) schaffte das Team nicht einmal die offene Qualifikation für die BLAST Open London. Kassad fasste die Situation in einem beißenden Satz zusammen:
Aus einer respektierten, titelgewinnenden Organisation mit einer Armee von Fans ist Liquid zu einem Team geworden, das gegen Academy-Roster verliert.
Ohne eine klare Strategie, ein stabiles Lineup und einen Leader, der das Team zusammenhalten kann, riskiert Liquid nicht nur seinen Platz in den Top 10 zu verlieren, sondern seine gesamte Wettbewerbsrelevanz. Wenn sich nicht bald etwas ändert, könnte der legendäre Klub dauerhaft seinen Status als Flaggschiff des nordamerikanischen Counter-Strike verlieren.